Fragestellungen

Für die zeitgemäße Therapie und Versorgung Querschnittgelähmter werden weltweit multimodale Behandlungskonzepte entwickelt und umgesetzt, mit dem Ziel, den bestmöglichsten Therapieerfolg zu erreichen. Die Behandlungsalgorithmen unterliegen den medizinischen Gegebenheiten der einzelnen Länder. Zusätzlich gibt es bis heute regionale Unterschiede in der Behandlung, so dass die multimodalen Konzepte oft schwer miteinander vergleichbar sind. Die Möglichkeit der Prüfung von Therapien innerhalb kontrollierter, randomisierter Studien ist durch die niedrige Inzidenz der Querschnittlähmung und die Vielzahl möglicher Behandlungen limitiert. Daher ist es sinnvoll, einzelne Behandlungen einer systematischen Anwendungsbeobachtung zu unterziehen.

Die im COaT-SCI Register aktuell untersuchten Therapiekonzepte sind:

  • Frühestmögliche operative Versorgung der traumatischen Rückenmarkverletzung durch Dekompression des Spinalkanals zur Vermeidung des sekundären Zellschadens, und Stabilisierung der Wirbelsäulenfraktur (Empfehlung der S1 Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, Stand 2012).
  • Rasche Versorgung der tumorösen Rückenmarkkompression bei Auftreten von Symptomen eines Querschnittsyndroms möglichst durch operative Dekompression des Spinalkanals zur Vermeidung des sekundären Zellschadens und Stabilisierung der Wirbelsäule bei Frakturgefahr (entsprechend der Empfehlung der S1 Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, Stand 2012).
  • Bei entzündlich bedingter Querschnittlähmung Entfernung des Entzündungsherdes im Spinalkanal und rasche kalkulierte antibiotische Therapie gefolgt von spezifischer Antibiose über mindestens 3 Monate (entsprechend der Empfehlung der S1 Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, Stand 2012).
  • Frühzeitige Gabe von nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) zur Prophylaxe Heterotoper Ossifikationen und zur Schmerztherapie (Beckmann JT et al. 2014, Am J Sports Med. 42:1359-1364).
  • Frühzeitige Gabe von Niedermolekularen Heparinen in gewichtsadaptierter Dosierung zur Prophylaxe von venösen Thromboembolien (entsprechend der Empfehlung der S1 Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, Stand 2012).
  • Multimodales Behandlungskonzept bei Dekubitus (Druckgeschwüren) III°- IV° nach EPUP-Kriterien.

Aktuelle epidemiologische Themenstellungen sind:

  • Übersicht über Inzidenz und Risikofaktoren behandlungsassoziierter Infektionen einschließlich multiresistenter Erreger in der Akutversorgung Querschnittgelähmter.
  • Identifikation von Faktoren die mit Spastik (unwillkürliche Tonuserhöhung der Muskulatur) nach akuter Querschnittverletzung assoziiert sind.
  • Versorgungsabläufe eines Querschnittgelähmten Zentrums in einem Haus der Maximalversorgung von Schwerverletzten in einer Metropolregion.